Kälberdurchfall durch Kryptosporidien beim Kalb

Gesunde Kälber sind die Basis für einen erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieb. Doch Durchfallerkrankungen, die insbesondere durch Kryptosporidien verursacht werden, können das Überleben der Jungtiere massiv gefährden. In einigen Betrieben kann die Durchfallrate bei Kälbern erschreckende 100 % erreichen, und Verluste von über 30 % sind keine Seltenheit. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, spielen nicht nur eine gute Kolostrumversorgung und strikte Hygienemaßnahmen eine wichtige Rolle, sondern auch die Impfung der Muttertiere. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Kälber optimal schützen und Ihre Herde langfristig gesund halten können.

Hier beantworten wir die häufigsten Fragen rund um das Thema Kälberdurchfall.

BEHANDLUNG & PRÄVENTION VON KRYPTOSPORIDIEN

In schweren Fällen kann eine Kryptosporidieninfektion bei Kälbern sogar tödlich sein, insbesondere wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Daher ist es wichtig, Infektionen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung der Parasiten zu kontrollieren und die Symptome zu behandeln.​

Die Behandlung von Kryptosporidiose beim Kalb kann herausfordernd sein. Es gibt keine spezifische Behandlung, die die Infektion vollständig beseitigt. Neben der medikamentösen Behandlung mit Halofuginon müssen unterstützende Maßnahmen wie Flüssigkeitstherapie zur Behandlung von Dehydration durchgeführt werden. Wichtig hierbei ist, eine zusätzliche Gabe der Elektrolyttränke zwischen den Milchmahlzeiten und kein Austausch der Milchmahlzeiten. Die Kälber benötigen weiterhin viel Energie und Nährstoffe. ​

Neben der Behandlung mit Halofuginon kann auch unter Umständen mit Paromomycin behandelt werden. Allerdings ist hier zu Bedenken, dass Paromomycin ein Antibiotikum ist  und unter die Antibiotikameldepflicht fällt. Im Sinne der Antibiotikareduktion und der Vermeidung einer Resistenzbildung sollte der Einsatz von Paromomycin stets sorgfältig mit der Tierarztpraxis abgewogen werden.  ​

Um Ihren Bestand und vor allem die Kälber zu schützen, sind gute Hygienemaßnahmen extrem wichtig. Vor allem die schnelle und einfache Ausbreitung der Kryptosporidien gilt es  zu verhindern. Dazu sind die Isolierung infizierter Kälber und die Reinigung und Desinfektion von Stallungen und Geräten (Gummistiefel, Mistgabeln, etc.) nötig. Hierzu sollten speziell zugelassene Desinfektionsmittel (DLG-Qualitätssiegel, gelistet in der DVG-Desinfektionsmittelliste) verwendet werden.​

Neben den Hygienemaßnahmen im Stall, der Hygiene beim täglichen Umgang mit den Tieren, den bestmöglichen Haltungsbedingungen und der Vermeidung von Stress kann die Tiergesundheit durch Impfmaßnahmen zusätzlich gefördert werden.​

So kann auch eine gezielte Muttertierimpfung die Folgen einer Kryptosporidieninfektion vermindern. Durch die sogenannte passive Immunisierung der Kälber erhalten die Kälber über das Kolostrum des Muttertieres die entsprechenden Antikörper. Wichtig ist eine rechtzeitige und vollständige Impfung des Muttertieres bis zu drei Wochen vor der Geburt mit dem entsprechenden Impfstoff. Diese passive Immunität kann den Kälbern helfen, sich besser gegen eine Kryptosporidieninfektion zu schützen, insbesondere in den ersten Lebenswochen, wenn sie am anfälligsten sind. Diese Impfung kann den Schweregrad der Infektion bei betroffenen Kälbern reduzieren. Zudem kann die Impfung aller Kühe und Färsen im Bestand dazu beitragen, die Prävalenz von Kryptosporidiose in der Herde zu verringern. ​

Für die Implementierung eines effektiven Impfprogramms auf Ihrem Betrieb sprechen Sie Ihre Tierarztpraxis an.​

Rinder haben eine Plazenta epitheliochorialis. Das heißt, dass die Platzenta nahezu undurchlässig ist für Antikörper. Deshalb kommen Kälber fast ohne Antikörper auf die Welt und sind einem großen Anteil Krankheitserreger schutzlos ausgeliefert. Die Antikörper kann das Immunsystem des Kalbes selber bilden, dies dauert aber einige Tage bis Wochen. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, sind Kälber auf die unmittelbare Aufnahme von Kolostrum nach der Geburt angewiesen, um mit den wichtigsten  Anitkörpern versorgt zu werden13. Neben dieser wichtigen immunologischen Funktion enthält das Kolostrum auch eine Fülle von Energie und wertvollen Inhaltsstoffen, die die Entwicklung des Darms und die Immunität des Kalbes fördern.

Die relativ großen Antikörper können nur kurze Zeit (12 bis 24 Stunden) nach der Geburt die  „Darmschranke“ des Kalbes passieren. Um eine gute Aufnahme der Antikörper erreichen zu können, ist eine schnellstmögliche Versorgung mit Kolostrum nach der Geburt notwendig.

Das erfahrt ihr im folgenden Video.

Gesunde Kälber sind die Zukunft eines landwirtschaftlichen Betriebes. Wenn die Kälberhaltung in allen Bereichen der Hygiene und Haltungsbedingungen Schritt für Schritt optimiert wird, trägt dies entscheidend zu einem gesunden Heranwachsen der Kälber und späteren leistungsfähigen Kühen bei. Werden zudem alle Kühe und Färsen geimpft, erhöht dies zusätzlich die Herdenimmunität. So trägt letztendlich eine Impfung dazu bei, die Gesundheit und das Wohlbefinden der gesamten Herde zu fördern und die Rentabilität Ihres landwirtschaftlichen Betriebes langfristig zu sichern.​

Gegenwärtig bietet MSD Tiergesundheit Muttertierimpfstoffe gegen die vier häufigsten Durchfallerreger an: Rotaviren, Coronaviren, E. coli und neu auch gegen Kryptosporidien. Zusätzlich können Impfungen gegen die häufigsten Erreger von Atemwegserkrankungen und Clostridien durchgeführt werden. ​

Die Implementierung einer richtigen Impfstrategie, die an die Erreger sowie Alter und Haltung des Tieres spezifisch angepasst ist, ist zukunftsweisend.

Die Entscheidung, welche Impfung für den Bestand sinnvoll ist, ist sehr individuell und sollte daher gemeinsam mit der betreuenden Tierarztpraxis getroffen werden.