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Einsatz des Thermochips im Zuchtmanagement von Stuten
Die exakte Bestimmung des Ovulationszeitpunktes ist für ein gutes Zuchtmanagement essenziell. Bei Stuten ist das jedoch durch die starke Variation der Östruslänge und die unterschiedlichen Ausprägungen von Verhaltensanzeichen eine besondere Herausforderung. Der transrektale Ultraschall gilt nach wie vor als Goldstandard zur Bestimmung des Ovulationszeitpunktes, kann aber durchaus mit hohen Kosten verbunden sein und erfordert eine gewisse Kooperativität der zu untersuchenden Stute. Auf der Suche nach einer praktikableren, weniger invasiveren und günstigeren Methode zur genauen Bestimmung des Ovulationszeitpunktes untersuchte die 2023 veröffentlichte Studie „Relationship Between Ovulation and Body Temperature in the Mare: A Preliminary Study“ von Auclair-Ronzaud et al.1, die subkutane Temperaturmessung an der Implantationsstelle mittels Thermochip als mögliche Alternative.
Die gute Korrelation zwischen der Rektaltemperatur und der an der Implantationsstelle mittels Thermochip gemessenen subkutanen Körpertemperatur bei Pferden wurde in einer vorangegangenen Studie bereits bewiesen: Der Thermochip kann die natürliche Körpertemperaturschwankung im Verlauf eines Tages zuverlässig erfassen, was gerade bei größeren Beständen zu einem verbesserten Monitoring der Herde beiträgt.2 Auch dass sich die kontaktlose Temperaturüberwachung mittels Mikrochip als ein präzises Instrument zur Geburtsvorhersage bei Stuten eignet, konnte das Forschungsteam um Auclair-Ronzaud bereits belegen. Sie zeigten, dass durch die Erkennung des signifikanten Temperaturabfall von 0,3 °C das Abfohlen 12 Stunden im Voraus mit einer Empfindlichkeit von 96,6 % und einer Spezifität von 95,0 % vorhergesagt werden kann.3
Es wurden bei 21 Anglo-Araber Stuten im Zeitraum von 5. Mai bis 11. Juni 2021 die Temperatur an der Implantationsstelle des Mikrochips (mit automatischen Messgeräten) alle 30 Minuten mindestens zwei Tage vor und ein Tag nach der Ovulation gemessen und aufgezeichnet. Parallel wurden transrektale Ultraschalluntersuchungen und Blutuntersuchungen durchgeführt, um den Zyklusstatus (Follikelwachstum, Ovulation und Lutealphase) zu überwachen. Bei fünf Stuten fand in diesem Zeitraum kein Eisprung statt, während bei vier weiteren Stuten aufgrund einer Fehlfunktion des Temperaturaufzeichnungsgeräts nicht genügend Messungen durchgeführt werden konnten. Von den 12 verbleibenden Stuten konnte bei sieben Stuten der Tag des Eisprungs genau bestimmt werden, wobei bei zwei Stuten zwei Zyklen überwacht wurden. Insgesamt wurden so neun Zyklen untersucht.
Zunächst erkannten die Forscher:innen, dass die natürliche Temperaturschwankung im Tagesverlauf nicht durch den Reproduktionszyklus beeinflusst wird. Zudem stellten sie fest, dass die Ermittlung der Tagesdurchschnittstemperatur nicht der geeignete Wert zum Ovulationsmonitorings zu sein scheint: Eine höhere Durchschnittstemperatur während der Ovulation war zwar messbar, aber so gering, dass er klinisch nicht relevant war. Vergleicht man jedoch die Temperaturen zwischen den Zyklusphasen zu bestimmten Uhrzeiten lassen sich signifikante Temperaturunterschiede erfassen: Von 04:30 bis 08:00 Uhr ist die Temperatur während der Ovulation signifikant höher als in den letzten Tagen der Follikelphase, während von 10:30 bis 16:00 Uhr die Temperatur in der Lutealphase im Vergleich zur Ovulation deutlich erhöht ist.
Die Studienergebnisse zeigen, dass über hochfrequente Temperaturmessungen über den gesamten Tag hinweg der Ovulationszeitpunkt einer Stute bestimmt werden kann. Aufgrund der Invasivität der rektalen Temperaturmessung und dem damit verbundenen Stress für die Stute ist diese in dieser Regelmäßigkeit jedoch abzulehnen. Die Lösung hierfür ist der Thermochip, der kontinuierliche, kontaktlose Messungen der Körpertemperatur an der Implantationsstelle ermöglicht, ohne das Wohlbefinden der Stuten zu stören. Weitere Studien mit einer größeren Anzahl von Stuten sollten außerdem durchgeführt werden, um die Studienergebnisse zu bestärken.
Was das für Sie in der Praxis bedeutet:
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- Durch frühzeitiges Erkennen von Abweichungen der individuellen Normaltemperatur leistet der Thermochip einen wichtigen Beitrag zur Herdengesundheit.
- Zuchtmanagement: Mittels Thermochip kann nicht nur der Geburtszeitpunkt sicher vorhergesagt werden, sondern hochfrequente Temperaturmessungen erleichtern auch die Zyklus- und Ovulationsbestimmung.
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