Verbesserungen des Tierwohls und Auswirkungen des Befalls mit Roten Vogelmilben

In den vergangenen Jahren wurden viele Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls in der Geflügelhaltung getroffen. Eine Maßnahme war das Verbot der traditionellen Käfighaltung von Legehennen zu Gunsten alternativer Haltungsformen und die Einführung komplexerer Stalleinrichtungen. Während diese Tierwohl-Maßnahmen eine signifikante Veränderung für die Geflügelindustrie darstellen, scheinen die neuen Haltungssysteme die Vermehrung der Roten Vogelmilben zu begünstigen und die Milbenbefälle zu intensivieren. Den Milben werden mehr Versteckmöglichkeiten geboten, die es ihnen ermöglichen, herkömmlichen Bekämpfungsmethoden wie beispielsweise Spray-Produkten zu entkommen. Ohne effektive Maßnahmen zur Bekämpfung hat die Ausbreitung des Befalls mit Roten Vogelmilben eine Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit und Produktivität zur Folge. Der Befall setzt das Geflügel einer hohen Belastung, sowie wiederholt auftretenden Schmerzen und Hautreizungen aus, was zum Bepicken der Haut und Kannibalismus führen kann.

Die Entwicklung von wirksameren, effektiveren und innovativeren Behandlungsmethoden zur Kontrolle der Roten Vogelmilbe war bisher ein unerreichtes Ziel, welches sowohl die Wissenschaft als auch die Wirtschaftsverbände, die Eierwirtschaft und die EU beschäftigt.

Der innovative Wirkstoff Fluralaner weist eine starke Wirksamkeit gegen die Rote Vogelmilbe auf. Diese systemische Milbenbehandlung wird über das Trinkwasser verabreicht und bietet somit eine schnelle, praktische und starke Wirksamkeit zusammen mit erwiesener Sicherheit für die Hühner und unbedenklicher Handhabung für den Anwender bei sachgemäßem Einsatz. In sechs von der Roten Vogelmilbe befallenen Legehennenbetrieben mit Kleingruppenhaltung in Europa und Brasilien wurde eine Feldstudie mit negativen Kontrollen durchgeführt. Die Kontrolle der Milbenpopulation mit der Behandlungsmethode erzielte bis zum Abschluss der Studie nach dem Einsatz über einen Zeitraum von 89 bis 178 Tagen deutlich bessere Produktionsergebnisse. In allen Betrieben wurde die Milbenbehandlung mit höherer Legeleistung (0,9-5,7 %) und geringeren Mortalitätsraten (-0,01 bis -0,15 %) in Verbindung gebracht. Es wurden keine Nebenwirkungen der Behandlung beobachtet. Der Anteil an aussortierten B-Ware-Eiern (Sekundaware) wurde in einem Betrieb ermittelt und ging um 3,4 % zurück. Diese Studie hat gezeigt, dass eine systemische Behandlung mit diesem Produkt eine sichere und stressfreie Kontrolle der Roten Vogelmilbe darstellt, die sich positiv auf das Tierwohl auswirkt. Die nachweisliche Verbesserung des Tierwohls wurde auch durch eine sogenannte „positive opinion“ der Europäischen Arzneimittel-Agentur anerkannt und ist in der Produktliteratur aufgeführt. In der zugrunde liegenden Studie1 wurde in Legehennenbetrieben in Spanien nach dem Einsatz des Präparats eine Verringerung von stressabhängigen Verhaltensweisen (u.a. nächtliches Kopfkratzen und Putzverhalten) und der Konzentration eines Stresshormons (Corticosteroide) nachgewiesen.1

1. Temple, D., Manteca, X., Escribano, D., Salas, M., Mainau, E., Zschiesche, E., Petersen, I., Dolz, R., Thomas, I., 2020
Assessment of laying-bird welfare following acaricidal treatment of a commercial flock naturally infested with the poultry red mite (Dermanyssus gallinae)
PLoS ONE 15(11): e0241608. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0241608