Kokzidiose beim Huhn
Die Kokzidiose ist die wichtigste parasitäre Erkrankung des Geflügels und gehört zu den ökonomisch bedeutendsten Erkrankungen der modernen Tierproduktion. Bereits Ende der 80er /Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts verursachte sie weltweit wirtschaftliche Schäden pro Jahr von rund 800 Millionen Dollar (Williams 1992, 1994, BfT 1999). Bhogal et al. (1992) gaben den jährlich durch Kokzidieninfektionen entstehenden Schaden in der Hühnerproduktion zu dieser Zeit sogar mit zwei Milliarden Dollar an. Allein der Einsatz von Antikokzidia wird von Shirley (1992) mit 300 Millionen US-Dollar beziffert.
Auch heute zählt die Kokzidiose noch zu den wirtschaftlich bedeutendsten und am häufigsten diagnostizierten Geflügelkrankheit (Paganini 2005). Die wirtschaftlichen Schäden sind zum einen Folge der Leistungseinbussen der betroffenen Tiere, zum anderen verursachen die notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen hohe Kosten (Williams 1999).
Durch durchdachtes Management, optimierte Haltungsbedingungen, geeignete Desinfektionsmaßnahmen, intensive Diagnostik, die Gabe von Futterzusatzstoffen und/oder den Einsatz von Lebendimpfstoffen sind Kokzidiosen mit hohen Tierverlusten zwar selten geworden. Subklinische Infektionen verursachen jedoch immer noch beträchtliche wirtschaftliche Einbußen und begünstigen auch andere Darminfektionen (E.coli, Cl. perfringens) (Paganini 2005, Salisch und Siegmann 2005).
In diesem Zusammenhang ist es mit Sorge zu betrachten, dass die Resistenzen gegen kokzidienwirksame Arzneimittel und Futterzusatzstoffe immer mehr zunehmen (Williams 1992). Das gleiche gilt für die Tatsache, dass die Erfolgsrate bei der Entwicklung neuer, wirksamer Wirkstoffe immer mehr sinkt und mit beträchtlichen Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verbunden ist. Gleichzeitig nimmt die Akzeptanz der Verbraucher gegenüber der Verwendung von Futterzusatzstoffen, insbesondere auf Antibiotikabasis, im Bereich der Lebensmittelgewinnung immer weiter ab.
Um so mehr gewinnen biologische Prophylaxemaßnahmen wie Impfungen mit dem Ziel der Ausbildung einer Immunität gegen Kokzidien an Bedeutung. In Deutschland und der EU steht dafür sowohl für Legehennen als auch für Mastgeflügel ein attenuierterLebendimpfstoff zur Verfügung, der den Tieren u.a. über das Trinkwasser gegeben werden kann. Der Impfstoff für Legehennen enthält frühreife, sporulierte Oozysten der sieben relevanten Kokzidienarten (Eimeria). Für Masthähnchen steht ein Impfstoff zur Verfügung, der lediglich frühreife, sporulierte Oozysten von vier Eimeriaarten enthält, da nur diese während ihrer geringen Lebensdauer von etwa 10 Wochen relevant sind.
Die Gabe von Futterzusatzstoffen (Antikokzidia) wird durch die Impfung unnötig bzw. ist sogar kontraindiziert. Das Risiko von Lebensmittelrückständen und die Ausbildung möglicher Resistenzen entfällt. Im Gegenteil, die Impfung erhört sogar die Sensitivität der Kokzidien gegenüber Antikokzidia, wie Resistenztests des Instituts für Parasitologie ergeben haben. Details hierzu finden Sie im Kapitel „Bekämpfungsmöglichkeiten durch Antikokzidia„.
Das Fokusthema Kokzidiose beim Geflügel geht neben Erkrankung und Erregern vor allem auf die Möglichkeiten der Prophylaxe und der Bekämpfung ein. Im Mittelpunkt steht dabei die Impfung der Tiere, da die Gabe von Futterzusatzstoffen immer umstrittener und die beobachteten Resistenzen gegen Antikokzidia zahlreicher werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Situation der biologisch produzierenden Betriebe (Bio-Betriebe) eingegangen, denen der Einsatz von Futterzusatzstoffen untersagt ist.