Serotypen

Die Zahl der weltweit bekannten IBV-Serotypen ist groß und es entstehen ständig neue. Unter einem Serotyp wird eine Variante innerhalb einer Unterart von Bakterien oder Viren verstanden. Dabei besitzt jeder Serotyp eigene antigenetische Eigenschaften, die durch seine Oberflächenproteine definiert werden, die quasi den „Fingerabdruck“ eines Erregers darstellen. Dieser Fingerabdruck ist maßgeblich für das Erkennen oder das Nichterkennen eines Erregers durch das Immunsystem verantwortlich.
Derzeit werden in europäischen Ländern mit Erkrankungen oder Leistungseinbußen vor allem folgende Serotypen nachgewiesen:
D207 (D274)
D212 (D1466)
4/91 (UK 793B; CR88)
Italian-02
QX (D388)
Der große Nachteil bei Erregern, von denen viele Serotypen existieren und immer wieder neue entstehen, ist, dass in der Regel nur Impfstoffe wirksam sind, die speziell gegen die jeweiligen Serotypen entwickelt wurden (homologe Impfstoffe). Die durch sie induzierte Immunität richtet sich nur gegen den im Impfstoff enthaltenen Serotyp.
Da sich die Serotypen des IBV nun aber häufig nur gering in der Aminosäuresequenz der Untereinheit S1 der Spikes unterscheiden, während große Teile des Virusgenoms der Serotypen weiter übereinstimmen, erzeugen einige Serotypen auch Kreuzimmunitäten. Das bedeutet, sie bieten einen Serotyp-übergreifenden (heterologen) Schutz bei den Tieren.
Dies macht man sich bei der Erstellung der Impfprogramme zu Nutze (Details siehe Kapitel Impfprogramme), in dem Serotypen mit dominanten antigenetischen Eigenschaften bevorzugt verwendet werden. Solche Serotypen werden auch als Protektotypen bezeichnet (Terrigino et al. 2008). Zu ihnen zählen z.B. die Serotypen Ma5 und 4/91.
Durch die kombinierte Verwendung mehrerer solcher Protektotypen innerhalb eines Impfprogrammes (Lebensvakzinen), wie sie von der Firma Intervet mit den Protektotypen Ma5 und 4/91 angeboten wird, kann ein noch breiterer Schutz erzielt werden (Malo et al. 1998, Cook et al.1999, Terregino et al. 2008).